Das Erbe der Erde
Auf dieser Seite möchten wir Sie über unseren altehrwürdigen Ort informieren:
Wildberg und der Bergbau gehören unzertrennlich zusammen.
Unser altes Grubendorf wurde mit seinen Silberminen erstmalig 1122 erwähnt, als Kaiser Heinrich IV. Wildberger Bürgern die Schürfrechte verlieh. Dann 1167 in der Schenkungsurkunde von Kaiser Friedrich Barbarossa an den Kölner Erzbischof Rainald v. Dassel.
Schenkungsurkunde Original
Schenkungsurkunde Übersetzung
Reinald v. Dassel, auch Erzkanzler v. Italien, hatte für seinen Kaiser Rom eingenommen und darüber hinaus die Gebeine der Heiligen drei Könige mitgebracht. Dafür erhielt er als Geschenk den gesamten „Reichshof Eckenhagen) und somit auch die Silbergruben zu Wildberg.
Der Ort selbst muss also deutlich älter sein. Unbestätigte Vermutungen lassen Rückschlüsse darüber zu, dass bereits die Kelten, mindestens aber die Römer, hier bereits Silber abgebaut haben. Immerhin führen gleich zwei große Römerstraßen in unmittelbarer Nähe an Wildberg vorbei.
Nicht nur das Blei der Wildberger Gruben war für die Verklebung der Fundamente des Kölner Doms wichtig, besondere Bedeutung hatte Wildberg auch aufgrund des üppigen Silbervorkommens; der kleine Ort wurde zur Münzstätte der Grafen v. Berg. Der damalige Kölner Erzbischof Konrad v. Hochstaden (*1205 †1265) ließ in Wildberg eine Münze mit seinem Abbild prägen.
Das 17. Jahrhundert brachte den 30jährigen Krieg – durchziehende Soldaten, Pest und Hungersnöte verheerten das Land, die Grube verödete.
Im 18.Jahrhundert ging es wieder aufwärts, das Wildberger Silber floss reichlich, herrliche Gulden und Taler wurden geprägt.
Foto (KSK) „Wildberger Taler“
Leider gab es beim Betrieb der Grube keine Stetigkeit.
Doch um 1900 war sie eine blühende Zeche.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Brunhilde Breiderhoff:
„Carterschacht“ – heute steht hier irgendwo die Glück-Auf-Halle
Riesige Abraumhalden zeugten von dem emsigen Treiben unter Tage.
Die „Gewerkschaft Wildberg“ war der größte Arbeitgeber weit und breit.
Dachbodenfund. Aktie der Grube Wildberg, seinerzeit in englischer Hand.
Leider war das Original nicht mehr auffindbar, so dass nur diese Fotokopie zur Verfügung steht.
Die Einwohnerzahl stieg auf über 300 und so kam es einer Katastrophe gleich, als die Grube 1910 für immer schloss. Die Wildberger, vom Bergbau geprägt, mussten sich unter teilweise erbärmlichen Bedingungen in den umliegenden Städten verdingen.
Diese Zeiten sind überwunden, aber immer noch findet man in der Landschaft Zeugen jener Zeit, Schürfmulden und Fundamente, Denkmäler einer fast tausendjährigen Tradition
– das Erbe der Erde
Foto (Marc Hanelt) 01.06.2009
Reste der altehrwürdigen Fundamente des Zentralschachtes
Was man in der Landschaft nicht sehen kann, ist die Geschichte der schrecklichen Kinderarbeit, welche besonders in der Grube Wildberg vorkam.
Kleine Kinder wurden unter Tage zum Wasserschöpfen eingesetzt und lebten auch dort. Nicht selten kam es vor, dass Familien, welche in jener Zeit recht groß waren, die Übersicht verloren und schlicht vergaßen, dass sie noch ein Kind „in der Grube“ hatten.
Das Heben des Grundwassers im Bergbau nannte man Heinzekunst, später wurde dafür sogar eine Maschine entwickelt. So nannte man die „Wasserschöpfer“ in den Gruben zunächst „Heinzemenschen“, die Kinder „Heinzemännchen“.
Als die ersten Pumpen die Kinder ersetzten, wussten diese oft nicht wohin. Sie gingen schließlich dorthin, wo auch das Blei und das Silber der Gruben benötigt wurden, nach Köln. Dort lebten sie in der alten römischen Kanalisation, sozusagen wieder „unter Tage“ und arbeiteten, meist in der Nacht, bei Kölner Handwerkern.
Erst viel später wurden sie zu den heute noch bekannten Heinzelmännchen.
Heute sind die Halden abgefahren und eingeebnet (der Abraum fand Verwendung im Straßenbau). Wildberg ist eines von 106 Dörfern in der Gemeinde Reichshof im Oberbergischen Kreis, 2013 leben in Wildberg etwa 520 Einwohner. Es gibt eine Mehrzweckhalle, einen Spiel- und einen Bolzplatz. Firmen aus dem Bereich Tiefbau, Landtechnik und Handel haben sich angesiedelt.
Neben den verschiedenen Zeichen des ehemaligen Bergbaus, ist der historische Dreiherrenstein ein ganz besonderes, möglicherweise von den Kelten als Landmarke gesetztes, Baudenkmal.
Foto (Marc Hanelt) 01.06.2009 Der Dreiherrenstein
„Am Hofe Kamp zu Wildberg”
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den Tafeln am Wegesrand.
Verehrter Leser,
Dieser Text hat zwar eine letzte Zeile, aber kein Ende. Im Gegenteil, er gibt Gelegenheit, die Geschichte unseres Ortes zu ergänzen und fortzuschreiben.
Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie im Besitz von Fotos, Dokumenten oder überlieferten Informationen und Geschichten sind.
Vielen Dank.
29.02.2024
.